Erfolgsgeschichten

Kita-Mitarbeiter Merhawi Tesfay auf dem Spielplatz
© Louisa Schlepper

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Merhawi Tesfay – Pädagoge aus Eritrea

Er war einer der vielen Schutzsuchenden, die 2015 nach Europa flohen – mit 360 anderen auf einem Boot über das Mittelmeer und gerettet von einer Hilfsorganisation. Jahrelang musste Merhawi Tesfay um seine Familie bangen. Heute ist der frischgebackene Dreifach-Papa angekommen und arbeitet in einer Hamburger Kita.

Die Katzen-Gruppe der Elbkinder in Hamburg-Stellingen ist gerade mit dem Mittagessen fertig. Schnell beim Schuheanziehen helfen, viele Kinderarme mit Sonnencreme einschmieren und raus geht’s in den Garten. Merhawi Tesfay ist mittendrin.

Mit-Mitarbeiter auf dem Spielplatz
© Louisa Schlepper

In Eritrea hat der heute 37-Jährige eine einjährige Ausbildung zum Grundschullehrer absolviert und zehn Jahre in dem Beruf gearbeitet. In Deutschland gibt er zunächst anderen Geflüchteten ehrenamtlich Nachhilfe in Deutsch. Zwar ist eine Anerkennung als Lehrer nicht möglich, weil die Unterschiede seiner Ausbildung zu der in Deutschland zu groß sind. Aber er erhält eine Teil-Anerkennung als sozialpädagogischer Assistent (SPA). Beim Jobcenter erfährt er 2019 vom IQ Projekt „PINA” der passage gGmbH und ist sofort begeistert. „Die Qualifizierung hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.“ Anschließend folgt ein einjähriger Anpassungslehrgang an der Staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik. Dann kann er endlich als anerkannte Fachkraft in Hamburg arbeiten.

„Alle lieben Merhawi“, lacht Kita-Leiter Ronald Popp. „Ich wusste damals im Bewerbungsgespräch direkt nach fünf Minuten: das passt. So was spür ich sofort!“ Dabei schlägt er sich auf die Brust und kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Er erzählt, wie froh er über Tesfays Bewerbung 2020 war. Wie beliebt er bei Kindern, Eltern und im Team ist. Wie wichtig gerade Männer und ein interkulturelles Team in einer Kita sind. Popp habe mitgelitten, als Tesfay dafür kämpfte, seine Familie nach Hamburg holen zu dürfen. Er unterstützte bei der Suche nach einem guten Anwalt und auch einer Wohnung im Viertel. „Alle angeschriebenen Eltern haben mitgeholfen – und es hat geklappt. Ihm wurde eine Wohnung angeboten und der Vermieter ist ihm mit dem Preis sogar entgegengekommen.“

Endlich zu Hause

Wie schwer Tesfays Weg bis hierhin war, kann man nur erahnen. Über acht Monate dauerte seine Flucht vor dem diktatorischen Regime in Eritrea. „Es war nicht leicht. Ich war sieben Jahre von meiner Frau und zwei Kindern getrennt. Ich wusste nicht, was mit ihnen passiert.“ Im August 2021 darf seine Familie endlich nachkommen. „Seitdem hat mein Leben erst richtig begonnen“, so Tesfay, der im Juni zum dritten Mal Papa geworden ist. Wie es gelingt, dass man in einem fremden Land ankommen kann? Tesfay bringt es auf den Punkt: „Es braucht viel Unterstützung und viele nette Menschen.“

Stand: September 2022